Von Dr. Claudia Nichterl
„Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt …“ – Der Text dieses Liedes beschreibt ziemlich genau, was die Natur uns in diesen Monaten bringt. Es umgibt uns ein ungeheures Leuchten an Herbstfarben: die Blätter der Bäume, die Ranken des Weines, die Früchte, die Blumen, der strahlend blaue Himmel und die Luft, die im Herbst ganz besonders riecht. Im Herbst ist es wichtig unseren Körper auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Unser Immunsystem muss gestärkt, und die Lunge vor Erkältungen geschützt werden.
Die Fünf Elemente Küche im Herbst
In der fernöstlichen Denkweise wird das Element Metall durch den Herbst verkörpert. Metall steht für das Trennende, die Klinge, das Messer, die Schere. Eigentlich ein Widerspruch zum verbindenden Gefühl, welches uns die Natur in diesen Tagen nahelegt? Nicht in der asiatischen Lehre, wo alles mit allem in Verbindung steht.
Die Jahreszeit bringt die Verwandlung, den Übergang des Spätsommers welcher mit dem Erdelement Fülle und Ernte symbolisiert, zu einer Kargheit mit grauen, nebeligen Herbst- und Wintertagen. Die Qualität des Metall-Elements ist wie ein „scharfes Auge“, zu wissen, was man hat und worauf man sich verlassen kann. Es kann „die Spreu vom Weizen trennen“.
Wie der Duft zum Frühling, so gehört der Wind zum Herbst. Der Wind weht das alte fort und ist der Atem der Natur. Die Arbeit ist vollbracht, alle Früchte sind reif und werden eingebracht. Gelbe saftige Birnen, rote Äpfel, dicke Kartoffeln, pralle Trauben und kugelrunde Kürbisse symbolisieren den Herbst.
Wind und Nässe fordern unseren Körper und unser Immunsystem im Herbst besonders. Mit den richtigen Rezepten und dem Wissen um das Wechselspiel von Haut und Lunge kommt man aber gesund durch die Grippezeit.
Wichtig dabei ist das Wei-Qi, die Abwehr-Energie, die in der Lunge produziert wird und das knapp unter der Körperoberfläche, wie ein Schutzschild, eine Barriere bildet. Es entspricht in der Schulmedizin dem Immunsystem. Ist die Lunge geschwächt, kann sie kein Wei-Qi produzieren und unser Schutzschild ist durchlässig.
In der TCM steht die Haut in enger Verbindung zum Organsystem Lunge und damit zum Immunsystem. Die Hauptfunktion der Haut ist es, zwischen außen und innen eine Grenze zu ziehen und uns so vor Umweltfaktoren und Wärmeverlust zu schützen. Das Wei-Qi schützt uns vor pathogenen Faktoren wie Nässe, Kälte und Wind. Vor allem der Wind macht unserem Körper im Herbst zu schaffen und hält das Wei-Qi auf Trab.
Typische Zutaten für die Herbstküche
Greifen Sie wann immer möglich zu den saisonalen Gemüse- und Obstsorten wie Kürbis, Fenchel, Chinakohl, Süßkartoffel, Kartoffel, Maroni, Apfel oder Birne und verwenden Sie zunehmend wärmende Gewürze wie Pfeffer, Zimt und Anis.
Über die Ernährung können einzelne Elemente – und damit bestimmte Organe – gestärkt oder entlastet werden. Lebensmittel werden nach dem „Yin-Yang-Prinzip“, ihrem Geschmack (salzig, sauer, bitter, süß, scharf) und ihrer Thermik (heiß, warm, neutral, erfrischend, kalt) unterschieden. Nach den fünf Elementen kochen bedeutet im Einklang mit den Jahreszeiten leben. Die fünf Elemente – Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde – repräsentieren die unterschiedlichen klimatischen und jahreszeitlichen Einflüsse. Eine an die Jahreszeit angepasste Auswahl von Zutaten und Zubereitungsart fördert Wohlbefinden und Gesundheit.
Denn die Kälte von außen macht unserem Körper schon genug zu schaffen. Also sollten wir ihm nicht noch zusätzlich Kälte in Form von kalter Nahrung zuführen.
Herbst und Winter sind auch die Jahreszeiten, in denen wir uns weniger bewegen, der Körper wegen der Kälte und längeren Dunkelheit nach mehr Fett und Eiweiß verlangt und die Kost insgesamt deftiger und üppiger ausfällt.
Damit der Stoffwechsel nicht allzu träge wird und die herzhaften, stärkenden Mahlzeiten bekömmlich werden, sind Gewürze sehr hilfreich. Insbesondere Fett wird besser verwertet und landet nicht auf den Hüften, wenn frischer Ingwer, Kardamom, Muskatnuss, Nelke, Zimt, Kreuzkümmel, Chili, Wacholder oder die Verwendung von Alkohol den Stoffwechsel unterstützen. Gut gewürzte Speisen und Getränke wärmen den Körper, stärken die Abwehrkräfte und heben die Laune, weil sie das Yang-Qi, unser Lebensfeuer, nach oben zum Herzen, zum Gehirn und nach außen an die Körperoberfläche leiten, wo es eindringende Nässe und Kälte abwehrt.
Die beliebten Südfrüchte (Orangen, Bananen, Mandarinen), kalte Müslis mit Joghurt, Rohkost oder Sauermilchgetränke wirken thermisch kühlend und bewirken genau das Gegenteil. Sie verlangsamen das Yang-Qi, was uns für Erkältungen, Schleimerkrankungen (z. B. Sinusitis) oder Übergewicht anfällig macht. Gekochte Speisen, gewürzt und dynamisiert nach den fünf Elementen, Gewürztees und lang gekochte Kraftsuppen sind daher die bessere Wahl.
Birne – das ideale Obst im Herbst
Die Birne ist besonders geeignet um unsere Lungen im täglichen Kampf gegen die trockene Heizungsluft zu unterstützen. Die Birne, am besten als Kompott oder Mus, befeuchtet uns sozusagen von innen und hilft so der Lunge das Wei-Qi zu produzieren. Zusammen mit einer nahrhaften und wärmenden Ernährung und Bewegung an der frischen Luft hilft man seinem Körper, den Herbst gesund und schön zu erleben.
Rezept: Haferflocken-Porridge mit Honig-Ingwer-Äpfeln
Zutaten für 2 Portionen
Erde 1/2 TL Zimtpulver, 2 Äpfel, 2 EL Honig, etwas Vanillepulver
Metall 1 Tasse Haferflocken, 2 TL Ingwer, gerieben
Wasser 2 Tassen Wasser, 1/2 Tasse Wasser oder Apfelsaft
Holz Saft einer Zitrone
Feuer 1 TL Kakaopulver, 1 Prise Curcumapulver (Gelbwurz)
1. Haferflocken mit Wasser in einem Topf aufkochen, mit der Hälfte des Zitronensafts, Kakao und Zimt abschmecken und dann auf kleiner Flamme 10 bis 15 Minuten zu einem Porridge einkochen. Bei Bedarf noch etwas Wasser zugeben.
2. In der Zwischenzeit die Äpfel waschen, vierteln, Kerngehäuse heraus schneiden und die Apfelspalten fein blättrig schneiden. Wasser oder Apfelsaft in einem Topf mit Zitronensaft, Curcumapulver, Honig und Vanillepulver erwärmen. Den geriebenen Ingwer und die Apfelspalten zugeben und einige Minuten dünsten.
Das Porridge auf zwei Schüsseln verteilen und mit Äpfeln servieren.
Rezept: Krautstrudel mit Birne
Zutaten für 1 Strudel
Erde 200 g Weißkraut,2 EL Rapsöl, 2 Birnen, 4 EL geriebene Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse,…), 1 EL Butter, 2 Strudelteigblätter (Kühlregal)
Metall Pfeffer aus der Mühle, 1 TL Kümmel, ganz
Wasser 1 Prise Salz
Holz ½ Bund Petersilie
Feuer ½ TL Paprikapulver
1. Backofen auf 180 °C vorheizen. In einem größeren Topf Wasser erhitzen. Die äußeren Blätter vom Weißkraut entfernen, Strunk herausschneiden und Kraut in dünne Streifen schneiden.
2. Öl in einem Topf erhitzen und das Kraut darin etwa 10 Minuten weich dünsten.
3. Birnen waschen, Kerngehäuse entfernen und in kleine Würfel schneiden. Petersilie fein hacken. Kraut mit Birnenwürfel, Nüssen, Pfeffer, Kümmel, Salz und Paprikapulver gut vermischen.
4. Backblech mit Backpapier auslegen. Butter zerlassen. Die 2 Strudel-Teigblätter auf ein Küchentuch legen und die Fülle in der Mitte gleichmäßig verteilen. Die Ränder mit Butter bestreichen. Den Teig seitlich einschlagen und dann über die Fülle straff einrollen. Den Strudel auf das Blech legen und mit Butter bestreichen. Im Backofen 15 bis 20 Minuten goldgelb backen.
* Rezept aus „Mit der 5 Elemente Küche durchs Jahr“ von Dr. Claudia Nichterl
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