Von Mag. Alexandra Bolena
Persönlichkeitsentwicklung – ein neuer Trend oder Altbekanntes neu aufgekocht? Was steckt hinter dem Schlagwort ‚Selbstwirksamkeit‘? Haben wir es hier mit einer Neuauflage von ‚des Kaisers neue Kleider’ zu tun, oder sind Selbstwirksamkeit und die Überzeugung, sein Leben großteils selbst in der Hand zu haben tatsächlich Gradmesser für die Entwicklungsstufe einer Persönlichkeit?
Menschen, die von sich sagen, sie haben eine ausgeprägte Selbstwirksamkeit sind davon überzeugt, dass ihr Handeln Wirkung zeigt. Sie haben Vertrauen in die eigene Stärke und das eigene Leistungsvermögen. Nicht allen ist das angeboren, doch die gute Nachricht ist: Selbstwirksamkeit und Persönlichkeitsentwicklung sind lernbar – und zwar einfacher als man glaubt!
Was versteht man unter Persönlichkeitsentwicklung?
Menschen ändern sich im Lauf des Lebens nicht nur äußerlich, auch ihre Persönlichkeit unterzieht sich einem Wandel. Was in jungen Jahren wichtig war, interessiert uns ein paar Jahre später nicht mehr, dafür gewinnen neue Themen an Bedeutung. Die Kinder verlassen das Elternhaus, das berufliche Umfeld wechselt – manchmal, und mit ihm oft auch der Freundeskreis.
In Folge ändert sich die Freizeitgestaltung und Lebenspartner werden immer häufiger zu Lebensabschnittspartnern. Nichts bleibt wie es ist. Wer jetzt glaubt, das sei vor allem ein Ergebnis unserer schnelllebigen Zeit, der irrt allerdings. Denn dass ‚alles im Fluss ist‘ wussten bereits die alten Griechen und Heraklit brachte es kurz und prägnant schon vor rund 2500 Jahren mit seinem ‚panta rhei‘ auf den Punkt.
Manche Menschen lieben Veränderungen und kommen problemlos mit neuen Rahmenbedingungen zurecht. Andere hadern mit den Umständen und würden eine möglichst eindimensionale, geradlinige Entwicklung ihres Lebens bevorzugen. Tatsche ist aber: man kann sich’s nicht immer aussuchen.
Natürlich gibt es da die Wagemutigen, Neugierigen, die sich jeder Veränderung der Lebensumstände mit Mut und Elan stellen wenn sie diese nicht sogar selbst herbeiführen. Doch es gibt auch jene, die von den Ereignissen überrollt werden und denen jede Veränderung ein Graus ist.
‚So bin ich halt‘ ist ein oft gehörtes Argument sowohl der Wagemutigen als auch der Zögerlichen. Und tatsächlich sind rund 50% unserer Persönlichkeit genetisch bedingt. Das bedeutet allerdings auch, dass rund 50% unseres ‚Charakters‘ erworben sind – und damit beeinflussbar.
Das ES
Viele unserer Eigenheiten sind in der Kindheit angelegt. Wir handeln und reagieren nicht bewusst, sondern impulsiv, ‚bauch‘- und nicht ‚kopf-gesteuert‘. In der Freudschen Tradition spricht man in diesem Zusammenhang vom ‚Es‘, das die Rolle des Unbewussten ‚übernimmt‘.
Das Es ist triebgesteuert und es duldet weder Widerspruch noch Ablehnung. Triebe wie Hunger, Durst, aber auch Schmerz oder Angst und der Wunsch gehalten, gestreichelt und getröstet zu werden, lösen Bedürfnisse und Gemütszustände aus, die der Mensch unbewusst wahrnimmt – und sein Handeln danach ausrichtet. Zumindest so lange, bis er beginnt zu hinterfragen, ob das denn tatsächlich so sein MUSS.
Und nun sind wir beim entscheidenden Punkt gelandet. Denn im Gegensatz zu Menschen, die ‚hinschauen‘ und ‚verstehen wollen’ um Veränderung bewirken zu können, fühlen sich Menschen, die nach dem Motto, ‚so bin ich halt‘ ihr Dasein fristen, ausgeliefert. Letztere geben ihrem ‚Es‘ die Möglichkeit, ihr Leben zu dominieren. Sie fühlen sich hilflos preisgegeben – den Umständen und vor allem auch den eigenen Gefühlen und Reaktionen darauf.
Wer von uns kennt sie nicht: die, denen scheinbar immer wieder das Gleiche passiert, die immer wieder an den ‚falschen‘ Partner geraten, die immer wieder von Freunden enttäuscht werden oder einem tyrannischen Chef und einem schlechten Arbeitsklima ausgesetzt sind. Jene, die sich mit Begeisterung darüber beklagen, wie ungerecht das Leben ihnen mitspielt. Die, die mit einer bemerkenswerten Ausschließlichkeit immer die Umstände für ihr Elend verantwortliche machen. Die, die ‚Schuld‘ immer bei den anderen und keine eigenen Anteil sehen.
Dass jene mit ihrem Verhalten und ihren Einstellungen diese Umstände quasi selbst anziehen, immer wieder aufs neue heraufbeschwören und selbst ‚erschaffen‘, auf diese Idee kommen viele dieser ‚Außenschuldsucher‘ gar nicht.
Doch manche, ja erfreulicherweise immer mehr, wollen den Kreislauf durchbrechen und versuchen zu erforschen, warum sich manche Erfahrungen wie in der Endlosschleife wiederholen. Selbstreflexion ist das Schlagwort und wer sich bewusst dazu entscheidet ‚hinzusehen‘ statt ‚wegzuschauen‘ und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, anstatt im Außen einen Schuldigen zu suchen und natürlich zu finden, der steckt schon mittendrin in der Persönlichkeitsentwicklung.
Persönlichkeitsentwicklung – aber wie?
Doch was meint Persönlichkeitsentwicklung konkret? Was unterscheidet einen Menschen, der seine Persönlichkeit entwickelt, von einem, der nach dem Motto lebt ‚ich will so bleiben wie ich bin’?
Auf den Punkt gebracht geht es um selbstkritisches Denken, wobei kritisch nichts mit ‚negativ‘ zu tun hat, sondern mit ‚reflektiert‘. Persönlichkeitsentwicklung hat schließlich ein klares Ziel: ‚Selbstwirksamkeit‘ statt Hilflosigkeit. Niemand ist hilflos den Umständen ausgeliefert, vielmehr erschaffen wir mit unseren Gefühlen zu den Umständen und den darauffolgenden Handlungen immer wiederkehrende Situationen, denen wir uns dann wieder ausgeliefert fühlen. Paradox – oder?
Fakt ist: niemand ist Opfer seiner Gefühle; jeder (an sich gesunde) Mensch kann mit ein wenig gutem Willen und Selbstdisziplin sein ‚Es‘ bis zu einem gewissen Grad bändigen und seine Persönlichkeit in eine ihm angenehme Richtung entwickeln.
Natürlich – Persönlichkeiten entwickeln sich von Geburt an. Geprägt von Eltern und Pädagogen, Freunden und Großeltern, Lehrern und Geschwistern……wachsen wir alle zu ‚Persönlichkeiten‘ heran.
Doch Persönlichkeitsentwicklung wie wir sie hier verstehen meint etwas anderes, nämlich die bewusste Entscheidung an seiner ‚erwachsenen‘ Persönlichkeit zu arbeiten. Dafür kann man sich Unterstützung von Coaches, Lebensberatern und Therapeuten holen. Life, mittels Videoseminaren oder schlichtweg durch das Lesen von und das ‚Arbeiten‘ mit Büchern.
Wir haben uns für den unkomplizierten und kostensparendsten Weg entschieden und möchten Ihnen Stefanie Stahl und ihre Methoden vorstellen.
Steffi Stahl
Die 1963 in Hamburg geborene Psychologin und Psychotherapeutin, die jahrelang auch als Gutachterin für Familiengerichte tätig war, hat ihr geballtes Know How in einige sehr praxistaugliche Bücher verpackt. Titel wie ‚Das Kind in dir muss Heimat finden’, ‚Jeder ist beziehungsfähig‘ und ‚So bin ich eben‘ landen regelmäßig auf den Spiegel-Bestsellerlisten.
Die Bücher bieten nicht nur wissenswerte Theorie sondern laden mittels Aufgaben auch zur Mitarbeit ein. Das Anliegen der Autorin ist es, dem Leser seine eigenen Verhaltensmuster und – soweit gewünscht – auch die Reaktionen der Umwelt darauf verständlich zu machen.
Steffi Stahl hat in ihrer Arbeit einen sehr pragmatischen und praxistauglichen Zugang. Alle ‚Normalneurotischen‘, also Menschen wie du und ich, können ihre Persönlichkeit durch aktive Auseinandersetzung mit der Kindheit und den in ihr angelegten Glaubenssätzen ‚entwickeln‘. Es geht nicht ums ‚warum‘ sondern ums ‚was mach ich jetzt damit‘. Ziel der Bücher ist es, Menschen ein Werkzeug in die Hand zu geben, mit denen einerseits ein besseres Verständnis und andererseits auch eine Entwicklung, eine Veränderung – soweit man das will – gelingen können.
Es geht um Wachstum, um die Fähigkeit, Grenzen – und sich selbst – durchzusetzen, es geht um Problembewältigungsstrategien und um Resilienz, um eine gesunde Widerstandskraft gegen die Unbillen, die das Leben halt manchmal bereit hält.
Gibt es den typischen Klienten?
Den typischen Klienten, den typischen Leser, gibt es nicht. Menschen die an ihrer Persönlichkeit arbeiten, die wachsen und sich weiter entwickeln wollen, kommen aus allen Gesellschaftsschichten.
Manche beschäftigen sich mit dem Thema aus reiner Neugier, andere entdecken das Thema in einer Lebenskrise oder einer Phase der Veränderung – sei es beruflicher oder privater Natur. Wieder andere ‚entdecken‘ die Leidenschaft zu dem Thema auf die harte Tour: depressive Episoden, Burn Out und Panikattacken sind mittlerweile eher die Regel denn die Ausnahme in vielen Biographien.
Waren psychische Störungen bzw. deren Bearbeitung vor 30 Jahren noch ein Nischenthema und der Besuch beim Therapeuten des Vertrauens ein ’nice to have‘ an der amerikanischen Ostküste, sind wir nun am Boden der Realität gelandet. Immer mehr Menschen sind von sich aus bereit – oder werden durch zunehmenden Leidensdruck gezwungen – sich mit den Themen ihres Lebens auseinanderzusetzen.
Fakt ist: weder eine erfolgreiche Berufskarriere, noch ein Vermögen am Konto und auch nicht der schönste Partner an der Seite sind in der Lage subjektiv gefühlte Leere zu kompensieren. Wer sein Glück über das Außen definiert erfährt vielleicht einen kurzen Kick aber auf Dauer keine innere Zufriedenheit.
Letztere erlebt vielmehr nur, wer bereit ist, sich mit seiner Innenwelt, seinen Bedürfnissen, seinen Stärken und Schwächen anzunehmen, zu mögen und zu verstehen. Erst aus diesem Verständnis heraus wird Wachstum und Persönlichkeitsentwicklung möglich. Aber es ist möglich – und das ist doch eine ausgesprochen gute Nachricht!
Wer sich auf der Homepage von Stefanie Stahl umsieht, kann lesen, dass sie in einer noch recht jungen Partnerschaft lebt und von sich selbst sagt, dass sie lange gebraucht hat um den Richtigen zu finden. Ihr jetziger Lebensabschnittspartner war einer ihrer ältesten Freunde, wie sie in Interviews offenherzig zugibt. Aus der Freundschaft ist dann irgendwann Liebe geworden und so lebt sie selbst, was sie in ihren Büchern beschreibt – eine reife Liebe.
Denn trotz des vielen theoretischen Wissens, dass sie ohne Zweifel seit vielen Jahren hat, ist sie selbst sehr lange dem – jedenfalls für sie – falschen ‚Männertypus‘ aufgesessen. Ein Indiz dafür, dass auch die besten Theoretiker es in der Praxis nicht immer leicht haben, aber jeder die Chance hat, es irgendwann dann doch einmal ‚richtig‘ zu machen.
Wenn das kein versöhnlicher und hoffnungsmachender Abschluss ist…
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