Schimmel – unerkannte Gesundheitsgefahr

Schimmel – unerkannte Gesundheitsgefahr

Von Mag. Birgit Weilguni

Wo Feuchtigkeit vorhanden ist, hat auch Schimmel eine Chance. Schimmelsporen finden sich überall in unserer Umgebung. Wichtig ist es, gegen sichtbaren Schimmel sofort vorzugehen, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. Ausnahmen bestätigen aber natürlich wieder einmal die Regel.

Viele kennen das noch aus Großmutters Zeiten: Auf dem selbst gemachten Fruchtsirup schwimmt eine kleine Schimmelschicht. Sie wird abgegossen und der Rest verzehrt. Ebenso wird mit schimmeliger Marmelade oder Brot verfahren: möglichst sparsam entfernen und alles ist wieder gut. Auch der Schimmel in der Badezimmerecke wird einfach mit einem Kästchen verdeckt. Heute wissen wir mehr über Schimmel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit. Wie gehen wir also nun damit um?

Schimmelpilzsporen verbreiten sich über die Luft und bilden auf passendem Boden ein sogenanntes Myzel aus. Aus diesem Myzel breiten sich kreisförmig Pilzfäden aus. Je besser die Bedingungen, desto schneller geht es. Wichtig: Schimmel ist nicht gleich Schimmel. Schimmelpilze sind Mikroorganismen, von denen es wünschenswerte und schädliche gibt.

Den Schimmel im edlen Roquefort- oder Camembert-Käse möchten wir nicht missen und auch als biologische Quelle für Antibiotika und cholesterinsenkende Medikamente gehört er zu den Guten. Jener auf anderen Lebensmitteln, an der Zimmerwand, den Fliesenfugen oder als Auslöser von Infektionskrankheiten ist aber ein gänzlich anderes Kapitel.

Nutzpilze

Die wenigen Schimmelpilze, die im Zusammenhang mit Lebensmitteln als „Edelpilze“ genutzt werden können, sind ein minimaler Teil von insgesamt etwa 130.000 verschiedenen Pilzarten. Blau- oder Edelschimmelkäse wie Roquefort, Dolce Latte, Brie oder Camembert erhalten von den Pilzen lediglich ihr Aroma – die Pilze selbst sind für Menschen völlig ungefährlich. Auch manche Salamisorten benötigen für ihren charakteristischen Geschmack Schimmel.

Während jedoch Roquefort-Schimmel dem Käse extra „eingeimpft“ wird, kann er bei anderen Lebensmitteln Verderben auslösen. Auch im Weinbau werden Schimmelpilze für die Edelfäule verwendet, sie können andererseits ein gutes Tröpferl auch verderben.

Nutzen bringend sind Schimmelpilze jedenfalls in der Pharmaindustrie, wo beispielsweise Antibiotika aus den Stoffwechselprodukten von Schimmelpilzen hergestellt werden. Vielleicht wurde daher in früheren Jahren verschimmeltes Brot zur Behandlung eiternder Wunden herangezogen. Für die Herstellung von Zitronensäure benötigt man ebenfalls einen Schimmelpilz, der aber beim Menschen in unbehandelter Form Krankheiten hervorrufen kann. Und auch auf dem Kompost tun Schimmelpilze Gutes, indem sie bei der Zersetzung organischen Materials helfen.

Schädliche Pilze in der Küche

Ihrem Ruf als „Schädlinge“ werden Schimmelpilze in vielfältiger Weise gerecht. Im harmlosesten Fall entstehen durch sie schlechte Gerüche. Zu rechnen ist allerdings auch mit gesundheitsschädlichen Reaktionen, Allergien bis hin zu sogar tödlich verlaufenden Vergiftungen. Gefahren bestehen dann, wenn von Schimmel befallene Nahrungsmittel verzehrt werden, beim Aufenthalt in befallenen Räumen oder wenn man selbst befallen ist. In letzterem Fall spricht man von einer Mykose, einer Infektion mit Schimmelsporen, die vor allem empfindliche und immungeschwächte Menschen treffen kann. Lebende Schimmelsporen können Infektionen auslösen, selbst abgestorbene können jedoch für Allergiker gefährlich werden.

Bei Lebensmitteln ist unter anderem auch ihr Wassergehalt dafür verantwortlich, wie intensiv sich Schimmelsporen verbreiten. Leider ändern Verarbeitungsschritte wie Kochen, Backen, Trocknen oder Einfrieren grundsätzlich nichts daran, dass sie Gift enthalten. Es gibt aber Ausnahmen: In festen Marmeladen mit mehr als 60 Prozent Zucker, in Hartkäse oder Salami kann sich Schimmel kaum ausbreiten – hier dürfen befallene Stellen großzügig entfernt und der Rest verzehrt werden.

Und hier kommt auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Im Normalfall reicht es nicht, den Schimmelbereich großzügig zu entfernen. Heute haben Marmeladen oft einen stark reduzierten Zuckeranteil. Schimmeln sie, sind sie zu entsorgen. Brot, Obst, Säfte und andere Lebensmittel mit Schimmel: ab in den Müll.

Schimmel im Haus

Auch in Gebäuden benötigt der Schimmelpilz Feuchtigkeit, um zu überleben. Er findet sie aber eben selbst dort, wo ihn keiner vermutet. Gefördert wird die Schimmelbildung etwa durch hohe Luftfeuchtigkeit, schlechte Wärmedämmung, zu wenig oder zu langes Lüften bei tiefen Temperaturen, Wasserschäden, Kondenswasserbildung oder Wärmebrücken. Zu hoher Luftfeuchtigkeit tragen die Atemluft und Körperausdünstungen der Bewohner, Kochen, Körperpflege, Wäschewaschen und -trocknen, Pflanzen oder Aquarien bei.

Typische Reaktionen auf Schimmel im Haus sind Reizungen der Atemwege, der Schleimhäute, mehr Atemwegserkrankungen und Allergien. Wichtigste Maßnahme: Durch Lüften, Heizen, Dämmen und andere Verhinderung von Feuchtigkeit muss mehr Feuchtigkeit entsorgt als gebildet werden. Die relative Luftfeuchtigkeit in der kalten Jahreszeit sollte in Räumen bei mindestens 30 und maximal 55 Prozent liegen.

Selbst behandelt werden nur kleine Schimmelflächen – bei größeren sollte ein Fachmann hinzugezogen werden. Kleine Flächen werden mit einem handelsüblichen Schimmelmittel eingesprüht und anschließend abgewischt. Alternativ können auch Spiritus, mindestens 70%iger Ethyl- oder Isopropylalkohol oder Wasserstoffperoxid verwendet werden – am besten mit Mund- und Augenschutz sowie Schutzhandschuhen während der Behandlung und ausgiebigem Lüften danach. Der Vorgang sollte mehrmals im Abstand von einigen Tagen wiederholt werden. Schließlich muss die Ursache unbedingt und so rasch wie möglich behoben werden.

Tipps gegen Schimmel im Haus

  • Schimmelkäse und anderen Käse getrennt lagern und getrennt bearbeiten.
  • Von Schimmel befallene Lebensmittel – mit wenigen Ausnahmen – wegwerfen.
  • Obstschalen und andere Behälter, in denen Schimmeliges lagerte, mit Essig auswaschen.
  • Möbel mit einigen Zentimetern Abstand zur – vor allem Außen- – Wand aufstellen.
  • Relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 30 und maximal 55 Prozent anpeilen und mittels Hygrometer regelmäßig kontrollieren.
  • Mehrmals täglich für 5 bis 10 Minuten stoßlüften.
  • Badezimmer- und Küchentüren bei hoher Feuchtigkeitsentwicklung schließen.
  • Erde von Zimmerpflanzen nicht zu feucht halten; möglichst keine Pflanzen in Schlafräumen.
  • Kondenswasser an Fenstern entfernen und entsprechend für weniger Luftfeuchtigkeit sorgen.
  • Heizkörper freistellen und nicht durch Möbel oder Vorhänge verdecken.
  • Alle Räume rechtzeitig und gleichmäßig heizen.
  • Schimmel kann Folge eines kleinen Wasserschadens sein, daher regelmäßig Wasserleitungen überprüfen lassen.
  • Kleine Schimmelstellen selbst sofort behandeln, größere vom Fachbetrieb.

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