Von Mag. Birgit Weilguni
Längst sind die Zeiten angebrochen, da man – zumindest im Sommer und speziell in Bädern – den Eindruck gewinnt, dass mehr Menschen tätowiert sind als solche, die den „Trend“ ignorieren. Das ist wohl eher nicht der Fall, feststeht aber, dass gut ein Fünftel ihre „Hautdekoration“ irgendwann wieder loswerden möchte. Wie bei der Tätowierkunst selbst gilt es auch hier, auf Fachleute zu setzen.
Das Faible für „In love with Tom“, „Nina forever”, anstößige, schlecht gemachte, einfach nicht mehr zeitgemäße Tattoos oder jene, die einer unüberlegten, kurzfristigen Laune entsprangen, hat sehr oft ein Ablaufdatum. Das heißt, der Träger erreicht dann eben doch den Punkt, an dem er seinen Mut zur Wildheit bereut. Tattoos lassen sich in den allermeisten Fällen tatsächlich wieder entfernen, doch das Wie ist dabei sehr entscheidend.
Doch nicht mehr cool
Die Kunst des Tätowierens ist mehrere Tausend Jahre alt, hatte jedoch ursprünglich völlig andere Bedeutungen als heute. Tattoos codierten die ethnische Herkunft, sie hatten religiöse oder kultische Bedeutungen oder zeigten an, wie tapfer oder erfolgreich ihr Träger war. In der modernen Zeit wurden die Körperverzierungen zwischenzeitlich zur Kennzeichnung von Gruppen eingesetzt – etwa im Gefängnis, bei Gangs, Matrosen oder Kriegsgefangenen. Entsprechend negativ besetzt war auch ihr Ruf. Heute setzt man sie fast nur mehr zur Verschönerung ein, auch in der Sonderform des Permanent Make-up.
Die Wiener Hautärztin Dr. Brigitte Klein hat sich darauf spezialisiert, unerwünschte Tattoos zu entfernen und erzählt: „Bei den unter 40-Jährigen ist Schätzungen zufolge mindestens die Hälfte tätowiert, etwa 20 % wollen sie wieder loswerden.“ Es seien die Urlaubssouvenirs und die unbedacht gemachten Tätowierungen, die dann lieber versteckt werden, Eheringe, Namen, aber natürlich auch fragwürdige Symbole und Sprüche oder einfach schlecht gemachte Motive. „Alles, was ganz spontan entschieden wird, wird auch schnell wieder abgelehnt. Auch selbst gestochene Motive – ob unabsichtlich oder absichtlich – möchten viele wieder entfernen lassen“, sagt Klein.
Nur der Profi macht es richtig
Wer sich dazu entschließt, sein Tattoo lieber wieder entfernen zu lassen, braucht jedoch noch mehr Geduld, als davor ratsam gewesen wäre. „Kleine, unabsichtlich oder in jugendlichem Übermut selbst gestochene Muster lassen sich meist leicht wieder entfernen, andere aber nicht unbedingt“, weiß die Hautärztin. Sehr kleine Motive ließen sich mitunter auch chirurgisch entfernen, weiß Klein, etwa indem sie herausgeschnitten werden. Das gebe aber freilich auch eine kleine Narbe. „Manche halten unter die Haut gespritzte Milchsäure für ratsam, doch das führt nur zu sehr unansehnlichen Narben.
Am besten ist noch immer die professionelle Laserbehandlung, wobei es natürlich auch hier keine Garantien gibt“, räumt die Spezialistin ein. Denn es gibt auch Farben, die sich nur sehr schwer entfernen lassen, wie etwa Türkis, Weiß, Gelb oder manche Hautfarben. Da sich jede Tätowierung individuell anders entwickle, könne beim Stechen selbst nicht geplant werden, wie gut oder schlecht sich das Motiv wieder entfernen lasse.
„Wichtig ist jedenfalls, dass nur Fachleute Tattoos entfernen sollten, denn nur sie verfügen über entsprechend hochwertige – und teure – Maschinen. Laien, die mit im Internet selbst erstandenen Lasergeräten arbeiten, sind eher zu meiden, denn ein gutes Lasergerät kostet schon mal 70.000 bis 200.000 Euro“, warnt Klein. Stutzig werden sollte man zudem, wenn Narbenfreiheit garantiert wird, denn das könne vorab seriös nicht sichergestellt werden. „Außerdem sollten Sie beim Entfernen nicht zu stark gebräunt sein, denn die Laser-Wellenlängen erfassen Rot- und Grüntöne und können Braun davon kaum unterscheiden“, hat die Hautärztin einen weiteren Rat auf Lager.
Cover-up: Aus alt, mach neu
Eine Alternative zur Entfernung – so das Faible für Tattoos nicht grundsätzlich abhandengekommen ist – stellt natürlich auch das Cover-up, also das Veränderung bzw. Tätowieren über einem alten Tattoo, dar. Entscheidend sind in diesem Fall mehrere Faktoren: Das neue Motiv muss jedenfalls größer und dunkler als das alte sein. Im Idealfall wird das alte Motiv nicht bloß verdeckt, sondern in ein neues integriert, sodass es danach wie ein neues Kunstwerk aussieht und nicht wie ein dunkler Fleck.
Das korrigierte Motiv sollte besonders detailliert mit dem Tätowierer abgesprochen werden, damit danach keine zusätzlichen Überraschungen passieren. Umso routinierter und professioneller muss der Künstler sein, denn auf ihn warten noch größere Herausforderungen als bei einem neuen Tattoo. Achtung: Ein Cover-up eines Cover-up ist in vielen Fällen unmöglich. Cover-ups werden übrigens auch als solche bezeichnet, wenn es darum geht, eine Narbe oder Hautverfärbung abzudecken. In Jedem Fall: bitte nur beim Profi, im Idealfall beim Cover-up-Spezialisten!
Lieber nicht spontan
Spontaneität ist im Zusammenhang mit Tätowierungen nie ein gutes Motiv – sowohl beim Stechen als auch beim Entfernen. „Wer sich beim Profi ein Tattoo machen lässt, überlegt schon mal ein halbes Jahr, lässt eventuell das Motiv überarbeiten und konsultiert den Künstler mehrfach. Diese Tätowierungen bleiben dann meistens auch“, sagt Klein. Junge Menschen, die mit einem Tattoo liebäugeln, sollten sich jedenfalls gut überlegen, was und wo sie das Motiv stechen lassen wollen.
„Ich erlebe laufend, wie sehr Tätowierungen einem Menschen im Berufsleben im Weg stehen können. Daher rate ich dazu, reiflich und lange zu überlegen, nur professionelle Studios aufzusuchen, nicht im Urlaub und eher nicht auf Händen, Unterarmen, Gesicht, Dekolleté und Hals stechen zu lassen“, so die Expertin. Wer spontan ein Tattoostudio betritt und sich sofort unter die Nadel begeben kann, sollte stutzig werden.
Auch die Entfernung braucht Zeit. „Bei einfärbigen Tattoos würde ich von acht bis zehn Laser-Sitzungen ausgehen“, sagt Klein. Insgesamt koste das Weglasern etwa das Zehnfache des Stechenlassens – ein Grund mehr, sich jedes Tattoo reiflich zu überlegen. „Zwischen zwei Behandlungen sollten mindestens sechs Wochen liegen, länger wäre besser. So kann der Organismus die Farbpigmente abtransportieren und das Gewebe sich erholen. Gute zwei Jahre sollten daher für ein mittleres Tattoo schon eingeplant werden“, ergänzt die Hautärztin.
Klein verwendet übrigens nur modernste Lasersysteme mit möglichst kurzer Impulsdauer und hoher Energieeffizienz, etwa einen Alex Trivantage oder einen PicoWay Laser. Sie kann auf viele Jahre Erfahrung bei der Tattooentfernung verweisen – und das ist in jedem Fall ratsam, vor einer Tätowierung und danach auch.
Weiterführende Infos:
Dr. Brigitte Klein, Hautärztin in Wien
Slimheli – Tattoo (Website) & Slimheli Cover-Up Tattoos (Facebook)
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