Von Mag. Birgit Weilguni
Diese Ansicht wird von vielen Menschen vertreten und ist ja auch irgendwie naheliegend. Dabei ist der Gesundheitseffekt des Lachens tatsächlich auf keinen ganz so einfachen Nenner zu bringen. Wissenschaftler erklären, warum Lachen zwar guttut und nie ein Fehler sein kann, aber der heilende Faktor wahrscheinlich in den Bereich der Mythen gehört.
Lachtherapie, Lachyoga, „Humor ist die beste Therapie“, „Lachen Sie sich gesund“ – Lachen als vermeintliches Heilmittel ist in Medien und Interessensgruppen sehr präsent. Ganz falsch kann der Ansatz keinesfalls sein, denn jeder kennt selbst das gute Gefühl, das sich mit dem Lachen unverzüglich einstellt. „Gelotologie“ nennt sich die Wissenschaft, die sich mit den Auswirkungen des Lachens auf körperliche und psychische Gesundheit beschäftigt. Angeblich sind über hundert Muskeln sind beteiligt, wenn sich der Körper beim herzlichen Lachen biegt, krümmt und schüttelt – angeblich, denn bewiesen ist diese Theorie (noch) nicht.
Meist schnappen wir regelrecht nach Luft, um uns wieder zu beruhigen – so wird der Körper mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt, die Bronchien werden ausgiebig beansprucht, Muskeln spannen an und entspannen, Herz und Kreislauf werden angeregt. Effekte, die dem Körper eindeutig nutzen. Leider sind sie aber wesentlich unspektakulärer, als dies den Anschein haben könnte, betont Univ.-Prof. Mag. Dr. Ilona Papousek, Institut für Psychologie an der Universität Graz: „Die unmittelbaren körperlichen Reaktionen auf Lachen entsprechen einer harmlosen vorübergehenden Belastungsreaktion“ – beim Treppensteigen, Schmusen, Kopfrechnen oder Singen passiert im Körper ganz Ähnliches.
Auch auf emotionaler Ebene tut sich – vermeintlich – einiges: Glücksgefühle stellen sich ein, während Stresshormone eher gebremst werden. Verantwortlich dafür ist laut Papousek das Dopaminsystem im Gehirn, das neben Lachen auch durch Alkohol, Sex, gutes Essen oder Drogen aktiviert werde. „Zumindest hat Lachen von den genannten Dingen wahrscheinlich die wenigsten unerwünschten Nebenwirkungen“, räumt Papousek ein.
Lachen kann „bei Kranken jedenfalls zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen – durch Ablenkung, das schöne Erlebnis während des Lachens, durch eine kurzfristige Verbesserung der Stimmung“. Nicht umsonst werden Clowns in Krankenhäusern eingesetzt, um Schwerkranke auf andere Gedanken zu bringen. Untersuchungen aus den USA belegen, dass Lachen die Immunabwehr stärkt, endgültige Nachweise fehlen allerdings auch dafür. Ob es deshalb tatsächlich gegen schwere Erkrankungen helfen kann, muss also noch erwiesen werden.
Humor statt Lachen
Schon bei der Auflistung der positiven Aspekte wird klar: „Wunder sind leider nicht zu erwarten“, wie die Wissenschaftlerin bestätigt. Lachen ist gesund, aber dabei handelt es sich um eine „missverständliche Abkürzung“, sagt Papousek. „Nicht Lachen – also nicht die Tätigkeit des Lachens – ist gesund, sondern ein heiteres Gemüt als dauerhafte Eigenschaft eines Menschen ist – auf lange Sicht gesehen – mit größerem seelischen und körperlichen Wohlbefinden verbunden. Auch von lediglich kurzfristiger Erheiterung kann man sich keine nachhaltigen Wirkungen auf die Gesundheit erwarten.
Dauerhaft heitere Menschen besitzen dagegen eine psychologische Werkzeugkiste, die zu einem robusten seelischen Wohlbefinden beitragen kann, das auch Belastungen standhält. Dieses kann auf lange Sicht auch günstige Wirkungen auf das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit haben.“ Es geht also nicht so sehr darum, öfter mal zu lachen, sondern die Lebenseinstellung, die „Sicht der Dinge“ zu ändern. Womit wir wieder am Anfang wären, denn Lachtherapien oder Lachyoga haben genau dieses Ziel: eher ernstere Menschen dazu zu animieren, manches leichter zu nehmen, den eigenen Humor zu entdecken und öfter zu lachen.
Papousek forscht unter anderem zum Thema Lachen, da es ihr ein Anliegen ist, die Erwartungen nicht in unhaltbare Höhen zu schrauben. Die passive Reaktion auf Humor habe keinen so großen Effekt wie die Entwicklung eines eigenen Humors. Aktiver Einsatz von Humor könne jedenfalls ein wirksames Werkzeug sein, um Stresssituationen zu bewältigen oder sich erfolgreich davon zu erholen, speziell dann, wenn Humor als gewohnheitsmäßige Reaktion eingesetzt wird.
Ob der körperliche Gesundheitseffekt tatsächlich groß ist, konnte bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden und wird möglicherweise weit überschätzt, doch Lachen kann jedenfalls die Lebensqualität verbessern, hat also auf das Wohlbefinden und die Gemütslage – die emotionale und kognitive Erfahrung – einen klaren positiven Effekt. „Lachen ist die beste Medizin“ hält Paousek aber jedenfalls für ein irreführendes Sprichwort. Der Wahrheit deutlich näher komme in jedem Fall das ursprüngliche, aus der Bibel stammende Sprichwort „Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl“.
“Always find a reason to laugh. It may not add years to your life, but it will certainly add life to your years.” Paul McGhee, Humorforscher |
Gute Stimmung
Fest steht in jedem Fall, dass Humor unangenehme oder belastende Situationen leichter macht. Schwerkranke werden durch ihr Lachen vermutlich nicht gesunden, aber es wird ihnen leichter fallen, den Alltag zu bewältigen. Ziel soll es sein, das Lachen als Bestandteil des eigenen Humors zu einem Teil der Lebenseinstellung werden zu lassen. Dann können die Benefits voll und ganz genutzt werden. Mit Humor betrachtet wirken Probleme weniger wichtig – ob es sich nun um eigene Schwächen oder Missgeschicke handelt, um eine schwierige anstehende Prüfung oder eine unangenehme medizinische Untersuchung –, denn wir entwickeln damit ein wenig emotionale Distanz dazu und sehen sie aus einer anderen Perspektive.
Zum Abschluss ein kleiner Tipp mit großer Wirkung: Kinder lachen täglich unzählige Male. Je älter wir werden, desto seltener lachen wir im Durchschnitt. Das lässt sich ändern. Versuchen Sie einmal, Menschen – auch wenn sie Ihnen völlig fremd sind – in den öffentlichen Verkehrsmitteln, auf der Straße, in Geschäften und Restaurants ganz gezielt anzulächeln. Sie werden überrascht sein, wie angenehm freundlich plötzlich Ihre Mitmenschen sind. Wenn Sie telefonieren, lächeln Sie, als säße Ihnen Ihr Gesprächspartner gegenüber. Das Gespräch wird zweifelsohne angenehm verlaufen, denn Ihr Lächeln ist „hörbar“.
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Quellen:
Papousek, I. & Schulter, G. (2010). Don’t take an X for a U. Why laughter is not the best medicine, but being more cheerful has many benefits. In I.E. Wells (Ed.), Psychological well-being (pp. 1-75). Hauppauge, NY: Nova Science Publishers.
Papousek, I. (in press). Humor and well-being: A little less is quite enough. Humor: International Journal of Humor Research, in press.
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