Tierisch gutes Workout – fit und gesund mit Haustieren

Tierisch gutes Workout - fit und gesund mit Haustieren

Von Alexandra Bolena

Herta (82) heisst meine Schwiegermutter, Jareau (10) heisst ihr Hund – ein kleiner Lhasa Apso. Es ist eine wunderbare Beziehung, beide erfreuen sich bester Gesundheit und wir fragen uns manchmal, wer denn hier eigentlich auf wen schaut. Die Fürsorglichkeit und das blinde Verständnis der beiden ist zeitweise jedenfalls schon fast unheimlich. Tatsächlich sind Hunde dafür bekannt, ein ganz besonderes Verhältnis zu Menschen entwickeln zu können. Sie sind aber nicht die einzigen Tiere, die Menschen im Alltag und in besonderen Lebenssituationen wertvolle Dienste leisten können.

Zusammenleben von Tier und Mensch

Ob Koi, Meerschweinchen, Wellensittich, Katze oder Hund – die gesundheitsfördernde Wirkung des Zusammenlebens von Tier und Menschen ist durch zahlreiche Studien belegt. Da gibt es einerseits die tiergestütze Therapie und andererseits das ganz alltägliche Zusammenleben gesunder Menschen mit ihren Haustieren. Doch manchmal sind die Grenzen fliessend und nicht selten werden aus ’normalen‘ Haustieren treue Begleiter in schwierigen Zeiten.

Tiergestützte Therapie

Doch der Reihe nach: Unter „Tiergestützter Therapie“ versteht man alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Verhalten und Erleben von Menschen bewirkt werden sollen. Hunde, Katzen, Vögel, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Fische, Pferde, Lamas, aber auch Schildkröten und Schnecken sind als Therapeuten im Einsatz.

Durch den Umgang mit Tieren, das Streicheln und Beobachten, wird eine Vielzahl von Fähigkeiten gefördert:

• Grob- und Feinmotorik
• Koordination und Mobilisation
• Muskelentspannung
• Körper- und Sinneswahrnehmung (visuell, auditiv, olfaktorisch, taktil)
• Appetitanregung
• Aufmerksamkeit und Konzentration
• Kontaktbereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Akzeptanz vereinbarter Regeln
• Motivation
• Selbstwertgefühls
• Sprache/Kommunikation

Doch welchen Beitrag können welche Tiere konkret für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit leisten?

Welches Tier passt zu mir?

Lebhafte Tiere können antriebsarme Menschen motivieren, können jedoch ältere Menschen mit ihrem Temperament überfordern. Eine Schildkröte wiederum kann zur Ruhe animieren und Hyperaktivität reduzieren. Junge Tiere mit ihren tollpatschigen Bewegungen, ihrer Verspielt- und Unbefangenheit können schnell Kontakt herstellen, Schutzinstinkte im Patienten wecken, zum Lachen animieren und so z.B. Menschen in depressiven Phasen unterstützen. Ein erwachsener, ruhiger Hund wiederum kann als Beschützer empfunden werden und eher ängstliche Menschen durch seine eigene Ruhe beruhigen. Oder er leistet als ausgebildeter Therapie- oder Blindenhunde eben spezielle Unterstützung.

Es gibt keine ‚Nicht-Therapie – Tiere‘

Genauso wie man nicht ‚Nicht-Kommunizieren‘ kann, kann man sich auch der Therapiewirkung von Tieren nicht entziehen. Neben der gezielt eingesetzten Therapie im Akut- Behinderungs- oder Krankheitsfall mit beispielsweise Delphinen, Pferden oder Hunden gibt es eben einfach auch die alltäglichen ‚benefits‘ im Zusammenleben mit Haustieren. Tatsache ist: wir Menschen profitieren von den einerseits beruhigenden, andererseits anregenden Eigenschaften der Tiere.

Geschätzte 22% der Österreicher halten ein Haustier – genaue Zahlen gibt es nicht. Der Grund dafür: die meisten Haustiere müssen nicht gemeldet werden, und selbst die, die gemeldet werden müssten, weil z.B. Hundesteuer zu entrichten wäre, werden dies nicht immer. Die Katze ist jedenfalls das beliebteste Haustier der Österreicher (63% der Haustierhalter haben eine Katze) und erst mit einigem Abstand folgt der „treuste Freund des Menschen“, der Hund, mit 42%. Grobe Schätzungen gehen in Summe von rund 700.000 Hunden in Österreich aus. Und Hunde eignen sich auch am besten für tierisches gutes Workout. Doch welches Workout passt zu wem?

Veranlagung des Hundes berücksichtigen

Jede Hunderasse ist ursprünglich für eine bestimmte Aufgabe gezüchtet worden: Hüten, Bewachen, Jagen, Stöbern, Schwimmen, Suchen und Finden, ausdauernd Laufen, schnell Rennen…..Die Tiere wurden dann für diese Aufgaben und ihren Veranlagungen entsprechend als Wachhunde, Hütehunde, Jagdhunde, etc. eingesetzt. Heute hat der Hund einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft: Er ist Freizeitpartner und Familienmitglied.

Doch oft bedeutet das für Hunde eine geistige Unterforderung. Mehrere Spaziergänge am Tag kommen zwar dem natürlichen Bewegungsdrang eines Vierbeiners entgegen, aber die Kopfarbeit bleibt weitgehend auf der Strecke. Finden sie also heraus, was Ihren Hund – und Sie – glücklich macht und freuen Sie sich mit ihm an einem massgeschneiderten Workout für Sie beide.

Hund und Sport

Der Hund ist am Land und in der Stadt gleichermaßen beliebt. Er ist für seine Besitzer oft der beste Freund und ein treuer Wegbegleiter. Gemeinsamer Sport untermauert die Freundschaft und ist ein wichtiger Aspekt für den allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes und des Halters. Doch welche Möglichkeiten gibt es für ein gemeinsames Training von Mensch und Hund? Welche Workout – Varianten neben dem täglichen „Gassi-Gehen“ mit dem Hund sind möglich?

Hunde können uns natürlich auch einfach beim Laufen, Radfahren und Walken begleiten. Das steigert nicht nur die Fitness, sondern auch die Bindung zueinander. Auch gibt es eigene Hunderennen über deren Vor- oder vorallem auch Nachteile sich trefflich streiten lässt. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten und Sport und Spass fördern zusätzlich gegenseitiges Kennen- und Verstehenlernen von Hund und Herrl und regen so den Geist an.

Welche sportliche Aktivität Sie sich aussuchen, ist grundsätzlich Nebensache. Sie sollten dabei aber auf Ihre Bedürfnisse und Vorlieben und die des Hundes Rücksicht nehmen. Temperament und Kondition entscheiden, ob Geschicklichkeit, Schnelligkeit oder Ausdauer im Vordergrund stehen. Und so können Sie unter einer Vielzahl von speziellen Hunde-Aktivitäten wählen wie z.B. Agility, Obidience, Hundefrisbee, Dogdancing, Hundebiathlon, Zughundesport, aber auch Canicross, Bike- und Skijöring. Hier stellen wir Ihnen diese Aktivitäten vor:

Agility

Agility stammt ursprünglich aus England. Es geht um die Bewältigung einer Hindernisstrecke (Parcours) in einer vorgegebenen Zeit. In den 1980er Jahren kam diese Sportart auch nach Kontinentaleuropa. Agility gehört zu den weltweit etablierten modernen Hundesportarten und wird von sehr vielen Hundesportvereinen angeboten.

Obedience

Bei Obedience geht es um harmonische, schnelle und exakte Ausführung der Übungen. Obedience wird auch als „Hohe Schule“ der Unterordnung bezeichnet. Ein eingespieltes, gutes Mensch-Hund-Team ist eine Grundvoraussetzung und setzt regelmässiges Training, bei dem auch der Hundehalter körperlich ganz schön gefordert ist, voraus.

Dogdancing

Dogdancing hat seinen Ursprung in den USA. Beim Dogdancing vollführen Hund und Mensch zu musikalischer Begleitung rhythmische Bewegungen. Dogdancing vereint Elemente des Obedience – wie sehr aufmerksames „Bei-Fuß-Gehen“ – mit speziellen Kunststücken zu einer tänzerischen, musikalisch präsentierten Choreographie. Typische Kunststücke sind beispielsweise Beinslalom, Rückwärts gehen, Seitengänge, Drehungen, Pfotenarbeit, Sprünge über oder durch die Arme des Hundeführers, zwischen den Beinen laufen, Männchen machen und Polonaise.

Hundefrisbee

Hundefrisbee (discdogging, Dog Frisbee ) kommt ebenfalls aus Amerika und meint ganz einfach Frisbee-spielen mit dem Hund. In der einfachsten Variante wirft ein Mensch ein Frisbee und der Hund bringt es zurück. 2014 fand die erste Hundefrisbee-WM ausserhalb der USA, nämlich in der Schweiz, statt. Bei Hundefrisbee – Wettbewerben unterscheidet man drei Disziplinen:

– Freestyle: Hier gibt es ähnlich wie beim Dogdancing eine ‚zwei Minuten Kür‘ mit Musik. Es dürfen bis zu 7 Scheiben gespielt werden. Bewertet werden unter anderem Choreographie, Schwierigkeit, gefangene Würfe, Wurftechnik und das Zusammenspiel von Mensch und Hund.
– Mini Distance: Hier befindet sich der Werfer mit seinem Hund in einem markierten Spielfeld. Ziel des Spiels ist es, innerhalb von 60 Sekunden möglichst viele Punkte zu erzielen. Punkte gibt es für jeden vom Hund in der Luft gefangenen Wurf, wobei die Anzahl der vergebenen Punkte abhängig ist von der Weite des Wurfs.
– Long Distance: Der Werfer hat 3 Würfe. Punkte gibt es für den weitesten Wurf, bei dem der Hund die Scheibe in der Luft gefangen hat.

Hundebiathlon

Bei einem Hundebiathlon absolviert das Team (Hund und Hundeführer) eine Laufstrecke mit natürlichen und künstlichen Hindernissen. Je nach Kategorie ist die Strecke zwischen 4 und 9 km lang. Dieser Sport wird von Hund und Besitzer häufig im Rahmen einer Diensthundeausbildung betrieben, umfasst Hundebiathlon u.a. doch auch ‚Fassen eines Scheintäters‘. Seit 1995 der erste internationale Diensthundebiathlon für Militär, Grenzwache, Polizei, etc. in Chur durchgeführt wurde, hat diese attraktive Sportart aber auch Nicht-Diensthundeführer in ihren Bann gezogen.

Rennsport mit Hunden

– Canicross
Die neue Outdooraktivität kommt aus Skandinavien und man kann sich darunter am Besten ein Querfeldeinjoggen mit dem Vierbeiner vorstellen, wobei diesmal der Hund das Herrchen an der Leine führt – und nicht umgekehrt. Wenn Sie sportlich ambitioniert sind und einen lauffreudigen Hund haben, könnte Canicross der ideale Hundesport für sie beide sein.

– Bikejöring
Canicross per Rad: auch hier folgen Sie ihrem angeleinten Hund auf Schritt und Tritt und lenken diesen – wie beim Canicross – durch Kommandos in die richtige Richtung.

– Skijöring
Im Winter packt man einfach die Langlaufskier aus und folgt seinem Hund. In der Ebene im Skatingschritt, bei leichten Steigungen im Grätenschritt und beim Bergab Fahren im Pflug damit der Hund weiter an der Spitze bleibt.

Die 2m lange Spezialleine ist bei allen drei Varianten dieses Rennsports zwischen Bauchgurt des Menschen und Hundegeschirr befestigt und hat einen sogenannten ‚Panikhaken‘, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Beim Rennsport mit Hunden werden hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten – bei Bike- und Skikjöring bis zu 35 km/h – erzielt. In jedem Fall wichtig ist die richtige Ausrüstung für Tier und Mensch: So muss das Zuggeschirr eine besonders breite Auflagefläche aufweisen, um die Zuglast großflächig auf der Brust des Tieres zu verteilen. Helm, Knie- und Ellbogen-Protektoren wiederum sollten für den Hundehalter selbstverständlich sein.

Zughundesport

Unter dem Begriff Zughundesport sind heute alle Hundesportarten, deren Ursprung im Wagenziehen oder im Schlittenhundesport liegen, zusammengefasst. Es ist unerheblich, ob ein oder mehrere Hunde etwas ziehen oder in welchem Tempo die Zugarbeit verrichtet wird. Je nach Geschmack und Geldbeutel stehen verschiedene zwei-, drei- oder vierrädrige Gefährte zur Verfügung. Und natürlich gibt es nach wie vor die klassischen Schlitten und Hundewagen.

Von gemütlicher bis sportlicher Freizeitbeschäftigung ist also alles möglich! Wer Wettkampfambitionen hegt, der kann sogar an speziellen Turnieren oder Rennen teilnehmen. Das wichtigste: Lauf- und Lernfreudigkeit Ihres Hundes, denn schließlich geht es um Spiel und Spaß an der gemeinsamen Bewegung!

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