Von Mag. Birgit Weilguni
Bogenparcours, Hochseilgärten und Rafting haben Hochkonjunktur, wenn es darum geht, ein Team zusammenzuschweißen. Outdoor- oder Indoor-Abenteuer als Teambuilding-Projekte machen Spaß, bringen aber auch dem Unternehmen viel. Mit professionellen Trainern und Coaches fühlen sich Chef und Mitarbeiter nicht nur im Sport als Team, sondern auch im Job.
Stellen Sie sich einen Hochseilgarten vor, in dem Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen im Teambuilding geschult werden. In einer Höhe von drei Metern müssen Sie eine Distanz von etwa zwei Metern auf rollenden Baumstämmen bewältigen. Sie können sich an keinem Seil anhalten, nur gestützt auf die Schultern Ihres Kollegen, der sich wiederum auf Ihre Schultern stützt, halten Sie die Balance und erreichen die nächste Plattform. Wer kann mit wem am besten kooperieren? Wer verlässt sich auf wen? Wie sehr können Sie sich verlassen? Wenn Sie diese Aufgabe gemeinsam bewältigen, schweißt Sie das zusammen, Sie fühlen sich einander näher als zuvor und wissen nun besser, wie sehr Sie mit den Kollegen rechnen können.
Übungen wie diese sind in unterschiedlichster Weise Teil zahlreicher Aktivitäten, die gerne von Unternehmen gebucht werden, um das Teambuilding, das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Umgang miteinander zu schulen. Übungen dieser Art gibt es beim Klettern, beim Canyoning, Rafting, Segeln, Geocaching, im Escape Room, Bogenparcours, bei Schneeschuhwanderungen, Kayakfahrten und vielem mehr. Manche werden mit Coaching-Stunden und Trainings kombiniert, andere wirken bereits durch das sportliche Gemeinschaftsgefühl.
Der Hintergedanke: Die Aktivitäten machen grundsätzlich viel Spaß. Dass die Teilnehmer dabei jede Menge über sich, ihre Kollegen und die Zusammenarbeit mit denselben lernen, ist vordergründig nicht offensichtlich – aber es wirkt. „Ein gut zusammenarbeitendes Team, eine harmonische und entspannte Beziehungsebene, ist der Turbofaktor für herausragende Leistungen!“, wissen auch die Leiter von „Naturbursch & Naturmädl“ (www.naturbursch.at), einem steirischen Anbieter.
„Um sich auch außerhalb des Fachgebiets besser kennen- und verstehen zu lernen, ist regelmäßiges Teambuilding das Werkzeug auf dem Weg zum Hochleistungsteam. Herausforderungen gemeinsam meistern, schöne Erlebnisse miteinander teilen, Teamgeist erfahren. Das ist die Basis für nachhaltige Motivation im beruflichen Umfeld.“
Mit Vergnügen lernen
„Eine andere Art zu lernen gesucht? Gerade Outdoor-Erlebnisse passen perfekt in Teamseminare und Fortbildungskurse. Ein gemeinsam erlebtes Abenteuer und eine gemeinsam vollbrachte Aufgabe fördern die Kooperationsbereitschaft und verbessern die Zusammenarbeit deiner Mitarbeiter“, bringt auch das Team von Salzburg Adventures (www.salzburgadventures.com) auf den Punkt, worum es geht.
Konflikte sind willkommen, werden aber nicht elegant umschifft, sondern im Idealfall ausgetragen und gelöst. Ein Team, das im Gleichklang schafft, ein Raft sicher durch Stromschnellen zu lotsen, ist auch im Arbeitsalltag besser aufgestellt, um Probleme gemeinschaftlich zu lösen. Derselbe Gedanke gilt auch für unser Beispiel im Hochseilgarten: Nur gemeinsam, im selben Tempo und mit der Unterstützung des Gegenübers ist die Aufgabe bewältigbar.
Veranstalter Naturbursch & Naturmädl zitiert dazu Peter Baeklund: „CFO asks CEO: ‘What happens if we invest in developing our people and then they leave us? CEO: ‘What happens if we don’t, and they stay?’” Um Teams zu solchen zusammenzuschweißen, sodass sich die einzelnen Mitarbeiter mit ihrem Job und dem Unternehmen identifizieren, werden immer öfter Seminare und Aktivitäten gebucht, die über den „Umweg“ Erlebnis aus Einzelkämpfern Teams machen.
Es sind vorrangig die viel zitierten Soft Skills, die dabei geschult werden: Teamwork, Stressmanagement, Problemlösungsfähigkeit und -bereitschaft, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, aber auch Körperbeherrschung, Koordination, Konzentration und vieles mehr werden gepusht. Unterschiedliche Kompetenzniveaus sind dabei kein Problem: Wer den Sport gut kennt oder kann, hat die Möglichkeit, seine Kompetenzen als Unterstützung für die Kollegen ins Spiel zu bringen. Jeder kann profitieren.
Ganz klar: Der angenehme Nebeneffekt dieser Übungen ist, dass sie den meisten Menschen Spaß machen und auch wer sich überwinden muss, hat damit Großes geleistet. In Erinnerung bleiben die Abenteuer allemal und damit wirkt auch die Lektion nach, die dabei gelernt wurde.
Vorbereitung ist alles
Was möglichst viel Effekt haben soll, muss auch gut vorbereitet werden. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Ausrüstung: Viele Anbieter haben reichlich Leihmaterial zur Auswahl. Im Vorfeld sollte jedoch unbedingt geklärt sein, dass jeder alles nutzen kann, was er braucht.
Auch die individuellen Eigenschaften der Mitarbeiter können relevant sein: Eine pathologische Höhenangst wird nicht im Rahmen des Teambuildings therapiert werden und auch Nichtschwimmer, Allergiker und Phobiker haben mehr als gute Gründe, um manchen Aktivitäten selbst bei gutem Willen nichts Positives abgewinnen zu können. Wer für sein Team ein professionelles Coaching oder Training anpeilt, ist zudem gut beraten zu klären, wer den Event betreut, wie seine Ausbildung aussieht und ob die Betreuung professionell ablaufen kann.
Schließlich gilt es noch, den geeigneten Event auszuwählen. Dabei sollte jedenfalls auf die Möglichkeiten der einzelnen Mitarbeiter Rücksicht genommen werden. Manche großen Anbieter haben gleich mehrere Abenteuerprogramme im Angebot. Andere kombinieren Indoor-Spiele oder Gespräche mit Selbsterfahrungsprogrammen oder Geschicklichkeitsbewerben. Lassen Sie sich in jedem Fall beschreiben, was geboten wird und achten Sie darauf, dass für jeden etwas dabei ist. Die Mitarbeiter werden garantiert noch lange von ihren Erinnerungen zehren.
Eine Auswahl an Anbietern
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